Autor: Thomas Pyczak
Wir möchten diesen Artikel von Thomas Pyczak gerne mit euch teilen. Er ist aus unserer Sicht eine sehr schöne Übersicht über diese Aspekte des Mind Managements.
Was ist ein Growth Mindset und wie unterscheidet es sich von einem Fixed Mindset? Dieser Beitrag erklärt das Modell dahinter, erläutert es an Beispielen und zeigt, wie du für dich und dein Team Schritt für Schritt ein Growth Mindset entwickelst.
Was bedeutet Mindset und wie entsteht es?
Der englische Begriff Mindset lässt sich am besten mit den deutschen Worten Denkmuster, Einstellung, Haltung übersetzen. Wie ein Filter interpretieren wir auf Basis dieses Mindsets die Welt. Erworben haben wir es im Laufe unseres Lebens aufgrund von Erfahrungen, die unser Fühlen, Denken und Handeln bestimmen. Das Positive ist: Die Wissenschaft zeigt, wir können dieses Mindset ändern, es neu trainieren und so von einem statischen zu einem Wachstums-Denkmuster wechseln.
Der Unterschied zwischen Growth und Fixed Mindset
Weniger deine Fähigkeiten und dein Universitätsabschluss bestimmen, ob du im Berufsalltag oder in einer Beziehung erfolgreich bist, sondern vor allem dein Mindset, sagt die amerikanische Psychologie-Professorin Carol S. Dweck. Ihr Buch Mindset ist seit vielen Jahren ein Bestseller und zählt meiner Meinung nach zu den spannendsten und wichtigsten Büchern die uns helfen, unser Leben in positiver Weise zu verändern.
Dweck sagt, Menschen mit einem fixen Denkmuster orientieren sich stärker an Fähigkeiten, die sie bereits besitzen. Danach wählen sie auch Tätigkeiten und Jobs aus, anstatt etwas zu riskieren, Herausforderungen anzunehmen, vielleicht sogar zu scheitern, weil sie Fähigkeiten benötigen, die ihnen (noch) fehlen. Sie bewegen sich also auf der sicheren Seite – vermeintlich.
Menschen mit einem Growth Mindset dagegen machen es zu ihrem Programm, Dinge zu lernen, obwohl ihnen klar ist, dass sie die Herausforderungen, die sie annehmen, nicht auf Anhieb bewältigen werden. Hindernisse interpretieren sie positiv, Kritik ebenfalls. So lernen sie schnell. Und überholen Menschen mit Fixed Mindset, so begabt diese auch sein mögen, weil sie eben nicht auf der Stelle tanzen.
Menschen mit einem Growth Mindset …
- betrachten Fehler als Chance, sich weiterzuentwickeln.
- sind neugierig auf alles, was sie noch nicht kennen.
- lieben es zu lernen.
- betrachten den Menschen als dynamisches Wesen.
Menschen mit einem Fixed Mindset …
- glauben, dass Talent bestimmt, ob man etwas kann oder nicht.
- lernen vor allem, um positives Feedback zu erhalten.
- sehen Fehler als Bedrohung und persönliches Scheitern.
- betrachten den Menschen als statisches Wesen.
Puzzlespiele: Eine Mindset-Studie mit Kindern
Im Rahmen einer ihrer Studien gab Carol Dweck vierjährigen Kindern ein Puzzle, das sie zusammensetzen sollten. War ihnen das gelungen, hatten sie die Wahl: Sie konnten entweder das bereits erfolgreich zusammengebaute Puzzle noch einmal machen oder ein schwierigeres bekommen.
Die Kinder mit dem Fixed Mindset wählten das einfache Puzzle. Sie wollten auf Nummer sicher gehen und beweisen, dass sie beim Lösen der Aufgabe erfolgreich sind. „Wer schlau ist, macht keine Fehler“, so eins der Kinder aus dieser Gruppe.
Es gab auch Kinder, die daran glaubten, dass dieser Satz eher so klingen sollte: „Wer schlau ist, lernt durch Fehler.“ Sie wollten das neue, schwerere Puzzle. Sie liebten die Herausforderung, hatten keine Angst, Fehler zu machen. Diese Kinder hatten bereits ein Growth Mindset.
Ein berühmtes Beispiel für das Growth Mindset aus der Mathematik
Carol Dweck erzählt die Story von Georg Danzig, einem Mathematikstudenten in Berkeley. Als er einmal verspätet in einen Vorlesung kam, fand er zwei mathematische Probleme an der Tafel. Er hielt sie für Hausaufgaben, schrieb sie ab und ging nach Hause.
Die Aufgaben erschienen ihm recht schwer und er brauchte einige Tage, diese zu lösen. Als Danzig die Lösungen bei seinem Professor abgab, erklärt ihm dieser überrascht, dass es sich gar nicht um Hausaufgaben gehandelt habe, sondern um zwei unbewiesene Vermutungen aus der Statistik.
Ein genialer Student? Glück? Vermutlich beides. Doch das ist nicht alles. Carol Dweck sagt, allein die Tatsache, dass Danzig es versucht hat, diese Aufgaben zu lösen, zeigt sein Mindset. Er betrachtete scheinbar unlösbare Aufgaben mit Sports- und Entdeckergeist.
Zwei Beispiele für das Growth Mindset aus erfolgreichem Change Management: IBM und Microsoft
Als Lou Gerstner 1993 CEO von IBM wurde, befand sich das große amerikanische Tach-Unternehmen in einer tiefen Krise. Gerstner hatte den Job zunächst abgelehnt, ihm fehlte Erfahrung in diesem Sektor, doch man wollte ihn unbedingt – höchstwahrscheinlich aufgrund seines Mindsets.
Gerstner bekam von seinem Verwaltungsrat jede Menge guter Ratschläge, vor allem den: IBM in kleine Firmen zu zerschlagen, die unabhängig voneinander schnell und agil operieren können. Der neue CEO schwieg dazu, besuchte Kollegen, Kunden, Partner, interviewte diese und befand schließlich: Wir bleiben groß.
IBM: Teamwork, Agilität und Offenheit statt Statusdenken und Bürokratie
Denn die Größe sei gar nicht das Problem, sondern das Mindset. Dann bekämpfte Gerstner das Fixed Mindset bei IBM wo immer es ihm begegnete. Teamwork, Agilität und Offenheit statt Statusdenken und Bürokratie. Es ging darum zu lernen, den Kunden glücklich zu machen. Mit dem neuen Mindset kam der Erfolg zurück – und zwar dauerhaft. Bis heute ist IBM eines der Top-IT-Unternehmen.
Einen ähnlichen Weg ging Satya Nadella, nachdem er 2014 CEO von Microsoft geworden war. Schon nach wenigen Jahren hat er Microsoft wieder zurück unter die wertvollsten Unternehmen der Welt befördert. Im Zentrum seiner Philosophie steht ein kultureller Wandel des Unternehmens, der dessen Innovationsgeist stärken soll.
Anfang 2015, sagt Nadella, habe seine Frau ihm Carol Dwecks Bestseller Mindset. The new Psychology of Success gegeben. Ein Buch, das seiner Familie dabei geholfen hat, eine Lernumgebung für eine ihrer Töchter zu schaffen, in der sie ihre Lernschwierigkeiten überwinden konnte.
Microsoft: From Know-it-alls to Learn-it-alls
Dweck unterteilt die Welt in die, die lernen und die, die nicht lernen. Und sie zeigt mit diversen Experimenten, dass dich ein Growth Mindset messbar weiterbringt. In der Schule zum Beispiel erkennbar an den Noten. Dieses Mindset kann jeder trainieren. Und, erzählt Nadella, was seiner Tochter geholfen hat, das würde er auch gern bei Microsoft anwenden. Motto: From Know-it-alls to Learn-it-alls.
In 9 Schritten zu einem Growth Mindset
Ein neues Mindset entwickelt sich nicht über Nacht. Es ist ein Prozess, in dem wir uns Schritt für Schritt in Richtung einer Kultur des Wachstums, der Innovation, des Weiterkommens entwickeln. All das funktioniert mit Empathie und einem tiefen Verständnis für das Fixed Mindset, das wir alle haben. Es geht also zunächst einmal darum, diesen mächtigen Gegenspieler zu bändigen.
- Umarme dein Fixed Mindset!
Wir alle haben ein mehr oder weniger stark ausgeprägtes Fixed Mindset. Das zu akzeptieren ist der erste Schritt. - Kenne seine Trigger!
Unsere Fixed Mindset Persona kommt zum Beispiel in Stresssituationen oder bei Misserfolgen zum Vorschein. Was flüstert sie dir ins Ohr? Welche Gefühle ruft sie hervor? - Gib deiner Fixed Mindset Persona einen Namen!
Schreibe eine Seite über dieses Mindset, beschreibe es wie einen Menschen oder eine Figur in einem Roman. - Erziehe dein Fixed Mindset!
Nimm es mit auf die Reise zum Growth Mindset, lerne auf dem Weg. - Setze dir ein hohes Ziel!
Vielleicht nutzt du ein Vision Board, um deine Ziele zu visualisieren. - Kenne deinen Purpose!
Erfolgreich bist Du nur, wenn Du weißt, warum und wozu Du etwas überhaupt tust. Die innerste Überzeugung ist der Schlüssel zum persönlichen Erfolg, der zu Höchstleistungen antreibt. - Nimm neue Herausforderungen an!
Ein neuer Verantwortungsbereich, ein Vortrag vor großem Publikum, ein anspruchsvolles Projekt: Spring ins kalte Wasser, auch wenn Du dabei anfangs ein mulmiges Gefühl hast. - Keine Angst vor Fehlern und Rückschlägen!
Wer nichts tut, kann auch nichts falsch machen. Erfolg kann nur entstehen, wenn wir keine Angst vor Fehlern haben. Wichtig ist, aus Fehlern zu lernen. - Sei empfänglich für Feedback!
Feedback ist ein zentrales Instrument, sich über sein Mindset mit anderen zu verständigen. Sei offen dafür, konstruktives Feedback zu erhalten und auch zu geben. - Beharrlichkeit zählt!
Du wirst Dein Mindset nicht von heute auf morgen ändern. Setze keine überhöhten Erwartungen in Dich selbst, sondern bleibe geduldig.
Quelle: https://purpose-in-der-praxis.de/so-entwickelst-du-ein-growth-mindset-vorgehen-tipps-beispiele/